Die Geschichte Sarajevos ist geprägt von einem tiefen Gefühl der Toleranz. Auch im heutigen Sarajevo ist das spürbar und sichtbar. Überall spiegelt sich diese Toleranz wider, die nicht aus einer Vermischung der Kulturen erwächst oder gar dem Aufgehen in einer gemeinsamen Nation, sondern genau aus dem Gegenteil. Durch die Jahrhunderte haben die Sarajlija ihre Kulturen und Religionen voneinander abgegrenzt, um ihre Identität zu bewahren. Durch den Raum, die eigene Kultur zu leben, entstand das tiefe Gefühl den anderen nicht nur zu tolerieren, sondern auch zu schätzen und zu schützen. Bis heute zählt in Sarajevo in erster Linie der „Mensch“ und nicht seine nationale oder religiöse Zugehörigkeit. Allein dies macht es verständlich, dass heute noch über 30.000 Serben geachtet und respektiert in der Stadt leben, obwohl es ihre „Landsleute“ waren, die Sarajevo vier Jahre lang versuchten, in Schutt und Asche zu legen. Trotz des unglaublichen Leids haben die Sarajlije noch die Kraft zu unterscheiden und nicht ein ganzes Volk zu hassen…